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Erinnern und Bewahren! Eine Führung am historischen Ort am "Tag der politischen Gefangenen"

Der „Internationale Tag der politischen Gefangenen“ ist im Datum gleichlautend mit dem für die deutsche Demokratiegeschichte so wichtigen Datum 18. März (Mainzer Republik 1793, Paulskirche 1848, demokratische Volkskammer in der DDR 1990). Zu diesem historischen Datum also trafen sich auf der Festungsruine Königstein auf Einladung der vier historischen Vereine Repräsentanten verschiedener Organisationen und Vereine und erinnerten bei dieser Gelegenheit an die Bedeutung der Festungsruine für die europäische Demokratiegeschichte.

Der Präsident des Landtages Rheinland-Pfalz Hendrik Hering war extra zum wichtigsten „Tatort“ der
Mainzer Republik außerhalb von Rheinland-Pfalz geeilt: Dem „Gefängnis der ersten Demokraten“. In
seiner Ansprache wies er sowohl auf die Bedeutung des Tages unter aktuellen Aspekten hin, aber
nahm auch die Gelegenheit wahr, über die Anstrengungen des Landtages in Rheinland-Pfalz zur
dortigen Demokratiegeschichte zu berichten. Herings Augenmerk gilt dort besonders der Mainzer
Republik, die er – ebenso wie schon Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Thema
Festungsruine Königstein – im Sinne möglichen aktiven Gedenkens auch mit der Festungsruine
Königstein verbunden sieht. Er bedankte sich bei den Aktiven rund um Christoph Schlott, die sich um
die Sichtbarmachung der Demokratiegeschichte auf der Festungsruine bemühen. 


Charlotte Rau vom Hessischen Richterbund wies auf ein interessantes juristisches Detail unserer Königsteiner Geschichte hin: Das Thema „Asyl und Staatsbürgerrecht“ hätte in der Festungsruine Königstein wohl seinen
historischen Ursprung und ein beeindruckendes Denkmal. 


Wolfgang Geiger, Vorsitzender des Hessischen Geschichtslehrerverbandes, sah in der Festungsruine ebenfalls einen wichtigen Ort, wenn es um Demokratiebildung in hessischen Schulen geht. Die Königsteiner Historikerin Brigitte Oswald Mazurek, die 1993 für die Anbringung der einzigen Erinnerung an das politische Gefängnis auf der Festungsruine gesorgt hatte, nahm ebenso Stellung im Gespräch wie Marc de la Fouchardière vom « Le Souvenir Français Allemagne », die sich unter anderem um die würdige Bestattung französischer Soldaten kümmern, einem für Königstein noch ungelösten historischen Kapitel. 


Seitens der Stadt war Dr. Adler vom Magistrat erschienen, weitere städtische Repräsentanten waren der Einladung nicht gefolgt.

 
Nach dem Empfang der Republik Frankreich im Jahr 2019 und der langen Unterbrechung durch
Corona beginnt nun erneut die Erinnerung in Königstein an ein wichtiges Kapitel seiner Demokratiegeschichte, dieses Mal im Sonnenschein und bei eisigen Temperaturen.

Bild:

Im ehemaligen Gefängnishof der Festung, windgepeitscht am « Internationalen Tag der politischen
Gefangenen (vlnr.) : Charlotte Rau vom Vorstand des Hessischen Richterbundes, Rudolf Krönke vom
Verein für Heimatkunde, Landtagspräsident Rheinland-Pfalz Hendrik Hering, Christoph Schlott,
Vorsitzender Neuer Königsteiner Kreis, Frauke Heckmann, Vorsitzende Verein für Heimatkunde,
Historikerin Brigitte Oswald-Mazurek, Marc de la Fouchardière vom « Le Souvenir Français
Allemagne » mit einem Faksimile des Mainzer Dekrets vom 18. März 1793, das schon ab dem 8. April
1793 konkrete Auswirkungen für Königstein hatte. – Foto : Verein für Heimatkunde e.V. Königstein

Königstein-Plan 2030 - Vortrags- und Diskussionsveranstaltung

Der Referent des Abends Christoph Schlott entwickelte in einem umfassenden, engagiert vorgetragenen Referat systematisch die Kategorien „Stadt-Image“, „Identitäts-Findung nach innen“ und „Tourismus“ und warb eindringlich dafür, die Kategorien endlich in der Praxis auch auseinanderzuhalten und klar für die Königsteiner Verhältnisse zu durchdenken: „Dieses Wunschdenken, dass Einzel-Events die desolate Situation über’s Jahr retten könnten wie Halloween, die Vermischung z.B. von Stadtmuseum und Tourismus ohne klare Analysen und Konzepte ist Nonsens. Das funktioniert nicht, und das sieht man auch.“

Im Namen der vier Vereine, die sich seit bald einem halben Jahr um ein grundlegendes Gespräch mit der Stadt bemühen zu konkreten Plänen im ehemaligen Museum, in den öffentlichen Anlagen der Stadt und auf der Festungsruine, handelte Schlott nach dem theoretischen Teil Thema für Thema und Ort für Ort auf der Grundlage eines großen Luftbildes von Königstein ab: „Den Kern der Ideen haben wir längst publiziert, in einer unserer KEK-Zeitungen. Doch alles aus den vier Vereinen wird von der kleinen Gruppe der tatsächlich oder vermeintlich städtischen Verantwortlichen schlicht ignoriert.“

 

Die Veranstaltung begann und 19.00 Uhr und sie wurde durch den Referenten schließlich um 22.00 Uhr mit zwei Filmen beendet. Erschöpfung und Aufbruch waren in der Zuhörerschaft gleichermaßen zu spüren. Zwischendurch gelang es dem Referenten nur mit Mühe, hitzige Diskussionen um das Stadtmuseum nicht in den Mittelpunkt treten zu lassen: „Das ist ein Skandal“, rief ein Zuhörer in den Saal. Gemeint war der jüngst erschienene Artikel in der F.A.Z. ‚Stadtgeschichte gehört der Stadt‘: „So etwas hört man nur in der Diktatur“.

„Diese Stadt ist voller Möglichkeiten“, bemerkte der fast 89jährige Rudolf Krönke, „und ich saß in den siebziger Jahren genau an dieser Stelle mit Königsteiner Bürgern zusammen, um über das damals neue Kurbad und seine Farbegestaltung zu diskutieren. Dieser Aufbruchsgeist ist weg.“ Schlott griff das Thema auf und bewertete die Leistung des damaligen Kurdirektors Rainer Kowald schlicht und deutlich: „Das Kurbad war eine Jahrhundertentscheidung zum Wohle der Stadt, und sie ist singulär geblieben, leider. Ich wünschte, Kowald wäre nie in den Ruhestand gegangen.“

 

Von den Erinnerungen der Zuhörer an Volkstheater auf der Burg bis zum legendären Burgfest 1963 ging es schnell wieder in das Heute: Aus der Fülle der konkreten Themen-Chancen, die Königsteins Geschichte bietet und die nicht gesehen werden, griff Schlott zum Schluss ein konkretes Beispiel heraus: Das Projekt „Königstein-Rocks“. Er entwickelte anhand von Vergleichsbeispielen einen Plan für das Kurbad, das Königstein neues Publikum bescheren könnte und aufgrund der gegebenen Strukturen machbar erscheint. Ein Film zu diesem Stadtmarketing-Posten präsentierte unter anderem so Konkretes wie Überraschendes wie den „Südseestrand Königstein“. „Die Auflösung des Fördervereins Kurbad ist wieder ein Beispiel für bröckelnden Bürgermut, weil es auf Seiten der Stadt keine Ideen gibt. Das geht jetzt schon seit 2019 so. Dabei ist das Museum nur die Spitze eines schmelzenden Eisberges. Es kann nicht sein, dass die einzige vermeintlich kreative und praktikable Maßnahme für den Tourismus in Königstein ein Walking-Dead-Festival ist, die niedrigste Ausgestaltung aller möglichen hedonistischen Ideen. Das hat Königstein nicht verdient“, so Schlott.

 

Unabhängig von der fast zweistündigen Diskussion gingen die Zuhörer auseinander in der einigen Einschätzung, dass Themen wie „Französische Revolution und Festungsruine“, „Demokratie“, „Kaiserzeit in Königstein“ und „Königstein-Rocks“ Potential haben. Am Ende des Abends stand „Königstein-Rocks“ als neues Projekt der Vereine fest: „Wir werden dazu gesondert einladen“, meinte Versammlungsleiterin Frauke Heckmann im kleinen Kreis.

 

Da waren am Ende die Erläuterungen zum zukünftigen „Digitalen Stadtmuseum“ kaum noch gehört. Aber auch das wird vertieft werden. Seitens der Stadt war keine Persönlichkeit im Publikum zu entdecken.

Rückblick


Die Anfänge der CDU Deutschlands in Königstein
Festvortrag und Gesprächsrunde erinnern an Adenauer und die Jahre 1946/48

Veranstaltung 2023-08-22 Sammelbild

Nicht am historischen Ort, das wäre die Villa Borgnis gewesen, damals das Kurhaus der Stadt Königstein, aber am passenden Ort „Haus der Begegnung“ trafen sich etwa 50 Hörer und historisch Interessierte, um dem Historiker des Deutschen Bundestages Dr. Michael F. Feldkamp zum Thema „Adenauer in Königstein und die Gründung der Bundesrepublik Deutschland“ zu folgen. Feldkamp, seit 2019 inzwischen das sechste Mal in Königstein, dieses Mal auf Einladung der drei historischen Vereine im Rahme ihrer Vortragsreihe „Kulturelles Erbe Königstein“, erinnerte an die insgesamt fünf Sitzungen der Führungsspitzen der westdeutschen CDU zwischen 1946 und 1948 in Königstein, die damals entscheidend waren für die Organisation der späteren Bundespartei und die Position der CDU Westdeutschlands zur Frage der zukünftigen Bundesrepublik und des zukünftigen Grundgesetzes. Dass an der Villa Borgnis eine Erinnerungsplakette wegen der Gründung des westdeutschen Verbandes der Jungen Union im Jahr 1947 hängt, ist allgemein bekannt. Dass das damalige Kurhaus aber auch Treffpunkt dieser wichtigen und ersten CDUTagungen war, dürfte für das Geschichtsbewusstsein Königsteins neu sein: 

Doch bei dieser Erkenntnis blieb es an diesem Abend nicht. Mitveranstalter Christoph Schlott vom Neuen Königsteiner Kreis e.V. wusste zu berichten, dass sich erst wenige Tage vor der Veranstaltung herausgestellt hat, dass das allererste Treffen der CDUFührungsspitze mit Adenauer am 28. und 29. August 1946 eben nicht im Kurhaus, sondern in der ehemaligen Villa Sulzbach am Mammolshainer Weg stattgefunden hatte: „Damit haben wir in Königstein nun zwei Orte unserer bundesdeutschen Parteien- und Demokratiegeschichte mehr als bisher und sollten uns auch überlegen, wie wir damit im Sinne eines zeitgemäßen Gedenkens umgehen wollen“. 

Die historischen Inhalte des abendlichen Vortrags von Feldkamp jedenfalls sind in einem rund 100seitigen „Königsteiner Museumheft 5“ festgehalten und können per Download auch auf der Internetseite www.koenigstein-kulturelles-erbe.de eingesehen und nachgelesen werden. 

Schirmherr des Abends war Prof. Dr. Roman Poseck, Hessischer Minister der Justiz, der bereits im vergangenen Dezember anlässlich des Hessischen Verfassungstages nach Königstein gekommen war. Er fasste das Engagement des Königsteiner Heimatkundevereins und es Neuen Königsteiner Kreises gleich zu Beginn der Gesprächsrunde zusammen: „Ich finde es sehr beachtlich, was hier in Königstein geleistet wird. Kompliment an Sie, Herr Schlott. Ich glaube, das ist für die Stadt sehr gut, dass die Bedeutung der Stadt für die Bundesrepublik, für das, was hier entstanden ist, so hervorgehoben wird. Das machen Sie, und das ist für die Demokratiegeschichte in unserem Land auch sehr wichtig.“ 

Anschließend entspann sich eine gut 45-minütige Diskussionsrunde zum Thema „Die Rollen von Bund und Ländern“, in deren Verlauf aktuelle Themen der Bund-Länder-Beziehungen genauso zur Sprache kamen wie ihre historische Entstehung in den Jahren 1946 bis 1949. „Für die drei historischen Vereine ist dieser Termin auch der Auftakt zu einem Plan gewesen, der genau diese CDU-Geschichte in Königstein sichtbar werden lassen soll“, ergänzt Frauke Heckmann, Vorsitzende des Heimatkundevereins: „74 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes ist es an der Zeit, an diese wichtigen CDU-Termine in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg auch vor Ort dauerhaft zu erinnern. Wir arbeiten bereits gemeinsam an einem Erinnerungskonzept.“ 

Für den Heimatkundeverein ist mit der Herausgabe des fünften Museumsheftes in diesem Jahr die Reihe der Neuerscheinungen für 2023 abgeschlossen. Parallel dazu ist ebenfalls die siebte Ausgabe der Zeitung „Kulturelles Erbe Königstein“ erschienen, kostenfrei zu beziehen in der Buchhandlung MillenniuM und gleichfalls als Download im Internet. Dort wiederum führen einige QR-Codes zu kleinen YouTube-Filmen rund um das Thema „Verfassungs- und Demokratiegeschichte in Königstein“.

Bildleiste oben: 

Bild links: 

Angeregte Diskussion (v.l.): Prof. Dr. Roman Poseck, Dr. Michael F. Feldkamp und Christoph Schlott

Bild Mitte: 

Veranstalter und Gäste (v.l.): Prof. Dr. Roman Poseck, Frauke Heckmann, Christoph Schlott, Ellengard Jung, Dr. Michael F. Feldkamp

Bild rechts:

Prof. Dr. Poseck erhält verschiedene Verfassungspublikationen aus Königstein.

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